Der Wirkstoff Lamotrigin

(Handelspräparate z.B. Lamictal®, Tabletten zu 2/5/25/50/100/200 mg; Lamotrigin Desitin®; Lamotrigin Hexal®; Lamotrigin ratiopharm®) ist bei Kindern ab 12 Jahren und bei Erwachsenen als Zusatztherapie und als Monotherapie und zur Behandlung sowohl fokaler wie auch primär generalisierter Epilepsien zugelassen, bei Kindern von 2 bis 11 Jahren als Zusatztherapie bei mit anderen Mitteln nur unzulänglich zu behandelnden Epilepsien.

Das genaue Einhalten einer einschleichenden, in der Regel vom behandelnden Epileptologen schriftlich vorgegebenen Dosierung ist für Lamotrigin notwendig, besonders bei Zugabe zu einer Behandlung mit Valproat. Wenn andere Antiepileptika zugunsten einer Lamotrigin-Monotherapie abgesetzt oder andere Antiepileptika zu einem Therapieschema zu diesem hinzugefügt werden, müssen die möglichen Auswirkungen auf den Wirkspiegel von Lamotrigin berücksichtigt und die Dosierung entsprechend angepasst werden. So wird in Kombination mit Carbamazepin, Phenytoin und Phenobarbital (sog. Enzyminduktoren) Lamotrigin schneller abgebaut, womit eine Verdoppelung der üblichen Dosis notwendig sein kann. Andererseits kann in Kombination mit Valproat die Hälfte der üblichen Dosis ausreichend sein.

Als Tagesdosis bei Kindern gilt z.Zt. somit die weite Spanne von 1 bis 15 mg/ kg Körpergewicht, in der Regel in 2 Dosen pro Tag aufgeteilt. Lamotrigin-Blutspiegelbestimmungen (Bereich 2-15 mg/l ) sind sinnvoll besonders bei ungenügender Wirkung oder erheblichen Nebenwirkungen. Bis zu einem Spiegel von 15 mg/l (60 µmol/l) soll eine Dosissteigerung vertretbar und manchmal sinnvoll sein. Dabei sind durch den Zusatz von Lamotrigin keine erheblichen Wirkungen auf den Blutspiegel und die Wirksamkeit anderer Arzneimittel zu erwarten. Hingegen kann durch hormonelle Kontrazeptiva („Antibabypillen“) der Lamotrigin-Blutspiegel deutlich gesenkt werden.

Als Nebenwirkung wurde häufiger ein Hautausschlag gesehen, vor allem bei zu rascher Eindosierung und bei Kindern, bei denen schon vorher durch Antiepileptika Ausschläge aufgetreten waren. Schwindelgefühl, Gangstörungen (Ataxie), Zittern (Tremor), Kopfschmerzen und Übelkeit wurden beobachtet. Auch Durchfälle und Anfallshäufungen (bei etwa 3 %) sind vorgekommen. Eher von Erwachsenen wird über innere Unruhe und Schlafstörungen geklagt. 

Eventuelle Hautreaktionen treten in der Regel innerhalb der ersten 8 Wochen nach Therapiebeginn auf, überwiegend als vorübergehende leichte Hautausschläge. Bei langsamerer Eindosierung sind sie seltener. Jedoch wurden auch schwere lebensbedrohende Hautreaktionen beobachtet. Bei Kindern ist das Risiko höher und macht gelegentlich - in etwa einem Fall auf 200 Behandlungsfälle - eine Klinikbehandlung nötig. Bei Kindern kann ein Ausschlag fälschlicherweise für eine Infektion gehalten werden. Wenn Kinder in den ersten 8 Wochen nach Behandlungsbeginn einen Hautausschlag und Fieber zeigen, sollte die Möglichkeit einer Arzneimittelwirkung bedacht werden, und sie sollten umgehend ärztlich untersucht werden.

Bei Patienten unter Carbamazepin-Therapie, denen zusätzlich Lamotrigin gegeben wurde, konnten vermehrt Nebenwirkungen beobachtet werden, welche gewöhnlich verschwanden, sobald die Carbamazepin-Dosis verringert wurde.

Die Gabe von Paracetamol - ein häufig angewandtes Fiebermittel bei Kindern - kann den Lamotrigin-Abbau im Körper beschleunigen, und damit Wirkspiegel und Wirksamkeit vermindern.

Als besonderer Vorteil von Lamotrigin gilt, daß es Aktivität und Lernbereitschaft der Kinder nicht oder sehr selten beeinträchtigt und keine Gewichtszunahmen gesehen werden. Man setzt Lamotrigin daher besonders dann ein, wenn andere Antiepileptika erhebliche Nebenwirkungen in Form von Übergewicht, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen hervorrufen.

 
Zur Fragenübersicht betr. Behandlung

Zur Hauptseite + Inhaltsübersicht