Was sind "Jackson-Anfälle" und "sekundär generalisierte Anfälle"?

Der Anfallsherd (Fokus) kann wie ein Brandherd zunächst nur eine benachbarte Hirnregion erfassen und sich von dort weiter ausbreiten. Weil die motorischen Nervenzellen für benachbarte Muskelgruppen auch in der Hirnrinde benachbart sind, kann zunächst nur ein Finger, dann der dazugehörige Arm und dann die gleichseitige Gesichtshälfte tonisch oder klonisch krampfen. Einen solchen einseitig "marschierenden" Anfall nennt man nach dem Erstbeschreiber John Hughlings Jackson (englischer Neurologe 1835-1911) einen "motorischen Jackson-Anfall", und spricht auch von einem "Jackson-Marsch".

Bei einem "sensomotorischen Jackson-Anfall" werden gleichzeitig oder vorausgehend im Bereich der betroffenen Körperteile auch Missempfindungen gespürt, wie Kribbeln oder ein Taubheitsgefühl. Ein solcher Anfall mit Beginn im Kopfbereich kommt als Rolando-Anfall nicht selten bei gutartigen Herdepilepsien vor.

Der Anfall kann die ganze Körperhälfte als Halbseitenkrampf und schließlich mit Bewusstseinsverlust den ganzen Körper ergreifen und damit in einen sekundär generalisierten Anfall einmünden. Man spricht von einem "sekundär generalisierten Anfall", weil sein Ursprung zunächst – primär - fokal ist und er sich daraus – sekundär - weitgehend auf beide Gehirnhälften ausbreitet.

Diese "Generalisierung" kann - bei jeder Form von fokalem Anfall (Herdanfall) - in Bruchteilen einer Sekunde erfolgen, sich aber auch über Minuten hinziehen

Nach neuer Empfehlung (ILAE (2017) soll der Ausdruck „Sekundär generalisierter Anfall“ ersetzt werden durch „Fokaler Anfall mit Übergang in einen bilateral-tonisch-klonischen Anfall“ (Focal to bilateral tonic-clonic seizure).


                             Nächste Seite: Was sind "primär generalisierte Anfälle"?


zur Fragenübersicht Anfälle

Inhalts- und Sachwort - ABC