Welche ärztlichen Untersuchungen werden bei Kindern mit epileptischen Anfällen vorgenommen?

Eine kinderärztliche Untersuchung ist notwendig, um festzustellen, ob sich das Kind körperlich, geistig und psychisch altersentsprechend entwickelt hat und ob Erkrankungen vorliegen, die als Ursache oder Auslöser von Anfällen in Betracht kommen, oder die bei der Behandlung mit Medikamenten zu berücksichtigen sind. Dazu gehört auch eine Urin– und Blutuntersuchung.
Die kinderneurologische Untersuchung lässt Ausfallserscheinungen des Nervensystems erkennen, die auf die Ursache und eventuell auch den Ort der Anfallsentstehung im Gehirn hinweisen können. Eine Untersuchung des Augenhintergrunds weist gelegentlich auf eine abgelaufene Hirnentzündung oder einen erhöhten Hirndruck hin.  

Eine Hirnstromaufzeichnung, ein EEG, ist unentbehrlich. Oft werden zur Sicherung der Diagnose auch mehrere Ableitungen vorgenommen sowie eine Ableitung im Schlaf.

Eine bildgebende Untersuchung des Gehirns wird besonders bei Herdanfällen vorgenommen, um möglichst eine hirnorganische Ursache der Anfälle zu bestätigen oder auszuschließen. Sie erfolgt heute in der Regel durch eine  Kernspin- oder Magnetresonanztomographie (MRT). Eine normale Röntgenaufnahme des Schädels kann außerdem noch nützlich sein. Bei Säuglingen ist auch eine Untersuchung mit Ultraschall (eine Sonografie) möglich, so lange die Öffnungen zwischen den Schädelknochen (den Fontanellen) sich noch nicht geschlossen haben.

Bei typischen gutartigen Herdanfällen können die o.a. bildgebenden Untersuchungen im frühen Kindesalter entbehrlich sein, werden aber zur Absicherung oft noch veranlasst, besonders bei Hinweisen auf eine mögliche Hirnschädigung in der Vorgeschichte.

Welche Untersuchungen können noch erforderlich sein?

Neben einer Wach-Ableitung des EEGs ist eine Ableitung im Schlaf  besonders bei Herdanfällen sinnvoll, da Anfallsherde im Schlaf sich besser ausprägen. Bei erheblichen EEG-Veränderungen im Schlaf und/oder einer deutlichen Störung der Sprachentwicklung kann eine zusätzliche  Ableitung über 24 Stunden einen "bioelektrischen Status" im Schlaf noch aufdecken oder ausschließen.

Zur Klärung der Anfallssymptomatik kann eine Video-Doppelbildaufzeichnung  der Anfälle vorgenommen werden, bei  Langzeit-Ableitungen   auch als "Intensiv-Monitoring".

Eine Untersuchung des Hirnwassers (→Liquors) ist nur in besonderen Fällen erforderlich, etwa bei einem Verdacht auf eine abgelaufene oder akute Hirnentzündung, der besonders bei Fieberkrämpfen bestehen kann.  

Eine genetische Untersuchung kann in besonderen Fällen – z.B. dem Dravet-Syndrom oder dem →BFNS – eine Diagnose bestätigen und eine Prognose erleichtern, eine genetische Beratung ermöglichen, vereinzelt auch zur Therapie Hinweise geben.                                                       

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